Thorsten Konigorski

Ich bin Mu­si­ker und ar­bei­te als Re­fe­rent und Or­gel­sach­ver­stän­di­ger im Bi­schöf­lich Müns­ter­schen Of­fi­zia­lat, der kirch­li­chen Ver­wal­tungs­be­hör­de für den nie­der­säch­sisch­en Teil des Bis­tums Müns­ter. Dort be­treue ich in der Kir­chen­ent­wick­lung den Fach­be­reich Mu­sik.

Zu­vor war ich zwan­zig Jah­re Lang als Kan­tor in St. Remigius, Vier­sen am Nie­der­rhein tä­tig.

Im Rah­men ei­nes Lehr­auf­trags un­ter­richte ich Kir­chen­mu­sik und Or­gel an der Uni­ver­si­tät Vech­ta.

Ich ge­hö­re der Li­tur­gie- so­wie der Kir­chen­mu­sik­kom­mis­si­on des Bi­schofs von Mün­ster an, sit­ze im Vor­stand der Ar­beits­ge­meinschaft der Äm­ter und Re­fe­ra­te für Kir­chen­mu­sik in Deutsch­land (AGÄR), bin Mit­glied der Kon­fe­renz der Lei­ter­in­nen und Lei­ter kir­chen­mu­si­ka­lisch­er Aus­bil­dungs­stät­ten in Deutsch­land (KdL), der Ver­ei­ni­gung der Or­gel­sach­verstän­di­gen in Deutsch­land (Bei­rat für die Aus­bildung), VOD, der Ge­sell­schaft der Or­gel­freun­de (GDO) so­wie der Ge­sell­schaft für Mu­sik­theo­rie (GMTh). Ich en­ga­gie­re mich nach wie vor für den Ver­ein Kir­chen­mus­ik in St. Re­mi­gi­us Vier­sen e.V.

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Freitag, 25. April 2025
Katholizität vor Ort – Pfarrei und Gemeinde ohne Zukunft?
Eine Veranstaltung der Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen am Standort Paderborn.

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Aua Maria

Wieder wurde von mir zu einer Beerdigung „das Ave Maria“ gewünscht. Falls der Wunsch nicht mittelbar an mich herangetragen wird, entsteht meist zunächst Verwirrung darüber, dass diese Bezeichnung alles andere als eindeutig ist: es gibt ja tausende Vertonungen dieses Textes. In den meisten Fällen ist Bachs C-Dur-Präludium BWV 846 gemeint, dem Charles Gounod 1852 neben dem Schwenckeschen Takt ziemlich gelungen eine Melodie hinzufügte.

Nun wäre es eine Illusion anzunehmen, als Musiker einen klar definierten oder auch nur definierbaren Gehalt zu transportieren, und der Hinweis auf die Intertextualität von Kunstwerken wäre gerade in diesem Fall eine Platitude. Dennoch frage ich mich im vollen Bewußtsein interpretatorischer und rezeptorischer Unkontrollierbarkeit: Ist es überhaupt noch rezipierbar? Seit das Stück inflationär in Kaufhäusern, Fahrstühlen, Weihnachtsmärkten und zu allen Handlungen erklingt, die irgendjemand als sakral oder besonders fromm - oder eben auch genau dies nicht - empfindet, vollkommen jenseits irgendwelcher inhaltlicher (z.B.: marianischer) Zusammenhänge, erscheint es seines originären Gehalts so nachhaltig entleert wie eine weiße Projektionsfläche.

Da stellt sich schon die Frage, warum jemand sich dieses Stück wünscht. Oder besser: warum ihm der Vorzug vor anderen Stücken gegeben werden soll.

Meine Reaktion besteht regelmäßig darin, aus Respekt vor den Wünschen trauernder Angehöriger die Zusage zu machen, „die Melodie“ zu spielen. Und dann greife ich auf eine Bearbeitung meines Vor-Vorgängers zurück, die dieser vor mindestens 50, wahrscheinlich schon 60 Jahren mit Tinte auf ein dickes Stück Papier gemalt hat. Mein unmittelbarer Vorgänger hat es mir überlassen, und ich trage es als Digitalisat normalerweise bei mir. Es erklingt mithin nicht „das Ave Maria“, sondern eine Bearbeitung der Bearbeitung der Vorlage. Die Melodie ist präsent, auch die Harmonien. Bachs Figurationen dagegen kaum. Ein Torso, dessen Aufführung mir einerseits angesichts der Kompositionsgeschichte des Stücks selbst und andererseits angesichts der an St. Remigius mithin ein halbes Jahrhundert von kompetenter Hand herrschenden Praxis gerechtfertigt erscheint.

Die Infragestellung durch die Rezeptionsgeschichte und die damit verbundene Frage, ob es nicht besser wäre, das Stück um des Stücks Willen vorübergehend einfach zu vergessen, bleibt allerdings bestehen.

21. April 2017